• Das erste Forschungsprojekt starten – ran an die Innovation!
  • Sogar gescheiterte Projekte bringen Unternehmen weiter
  • Blick über den Tellerrand: F&E in der Fertigung erweitert den Horizont der Mitarbeiter*

Der Einstieg war hart, erinnert sich Dr. Christian Heining. Ohne etabliertes Netzwerk, ohne Erfahrung mit Fördertöpfen und mit einem überschaubaren Team war das erste große Forschungsprojekt kein leichtes Unterfangen. Heute, einige Jahre später, stehen drei bis vier vom Bund geförderte Innovationsprojekte auf seiner Agenda – jedes Jahr. Nicht jedes wird am Ende auch ein Erfolg, wichtige Erkenntnisse gibt es aber immer.

Das erste Forschungsprojekt starten – ran an die Innovation!

Ein starker Wille und ein klares Ziel sind Grundvoraussetzungen, weiß Christian Heining. „Problemstellungen, für die es aktuell keine Lösungen auf dem Markt gibt und die auch ein Stück weit risikobehaftet sind, haben die besten Chancen, unterstützt zu werden. Das Ziel muss sein, Lücken zu schließen. Projekte, die nicht innovativ sind, werden in der Regel auch nicht gefördert.“

Innovation in der Fertigung: Dr. Christian Heining über den Einstieg in das Thema Forschung für KMU

Jede Forschungsarbeit müsse zudem das Ziel verfolgen, Marktreife zu erlangen: „Auf dem Weg zum Ziel definiert man Meilensteine, die man erreichen sollte.“ Diese Teilschritte seien auch notwendig, bei komplexen Aufgaben wie der Entwicklung neuer Komponenten, Maschinen oder Fertigungsverfahren.

„Dass man als kleiner Mittelständler mit der TU München und RWTH Aachen forscht, kann man durchaus nach außen zeigen“, sagt Dr. Christian Heining nicht ohne Stolz.

Große Hürden warten schon vor Beginn der eigentlichen Forschungsarbeit. Die wichtigsten Fördertöpfe zu kennen, Partner zu haben – aus der Industrie oder von Hochschulen – und bereit zu sein, viel Energie zu investieren, sind für den Start von großem Vorteil. Der bürokratische Aufwand ist enorm: „Ein Förderantrag umfasst etwa 100 Seiten.“ Eine Garantie auf Förderung gibt es trotzdem nicht.

Innovation in der Fertigung: Dr. Christian Heining über Forschungsprojekte ohne Förderung

Außerdem zu bedenken: nicht jeder Fördertopf ist für jedes Projekt geeignet. Unterstützung bieten Beratungsunternehmen, die einen Überblick über die Förderlandschaft haben und mit Erfahrung und Kontakten helfen, Forschung und KMU zusammenzubringen.

Einen groben Eindruck bietet auch unsere beispielhafte Übersicht über wichtige Förderprogramme.

Klingt abschreckend? Nicht doch. Wer den Mut hat, Innovationsprojekte zu starten, wird belohnt. Denn:

Sogar gescheiterte Projekte bringen Unternehmen weiter

Mit Erkenntnissen aus Robotik- und Automatisierungsprojekten sowie Softwareentwicklungen für die Fertigungsbranche konnte BAM schon beachtliche Erfolge verbuchen. Einige Produkte, die schon auf dem Markt sind oder zeitnah erscheinen werden, haben ihren Ursprung in geförderten Innovationsmaßnahmen. Zu intensiver Forschung gehören aber auch Projekte, die nicht zu einem marktfähigen Produkt führen. „Auch hieraus lassen sich interessante Erkenntnisse generieren“, erklärt Heining.

Wenn beispielsweise eine neu entwickelte Anlage nicht so funktioniert, wie es anfangs gedacht war oder nicht effizient genug ist, liegt dennoch viel Potenzial in jedem Meilenstein. „Auch in einem Teilschritt kann ein neues Verfahren entwickelt oder ein 3D-Drucker so eingestellt werden, dass die Oberflächengüte optimal ist.“ Sein Fazit: „Man lernt auch in Teilschritten sehr viel, selbst wenn das Gesamtprojekt nach außen hin scheitert.“

Innovation in der Fertigung: Dr. Christian Heining über wichtige Learnings

Blick über den Tellerrand: F&E in der Fertigung erweitert den Horizont der Mitarbeiter*

Nicht zu unterschätzen sei laut Heining die Aufgabe, die Forschung im Fertigungsalltag eines KMU zu integrieren. Neben den notwenigen Ressourcen sei die enge Zusammenarbeit mit Maschinenbedienern und Werkern elementar. Dazu gehört auch, Innovation als Unternehmensziel zu vermitteln. „Das ist gerade bei der Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz ein Thema.“ Schließlich könne bei Werkern schnell der Eindruck entstehen, dass man deren Fähigkeiten anzweifelt. „Das muss man richtig kommunizieren“, weiß Dr. Christian Heining aus eigener Erfahrung.

In einem mittelständischen Betrieb wie BAM die Akzeptanz von Forschung mit KI in die Köpfe zu bekommen, sei „ein Riesen-Schritt“ gewesen, von dem letztendlich aber auch die Maschinenbediener profitierten. „Es erweiterte für alle Projektbeteiligten den Horizont und war eine wichtige Erkenntnis für weitere Forschungsarbeiten.“ So gewinnt am Ende das ganze Unternehmen.

Nachgehakt mit Dr. Christian Heining: Ein Interview über Erkenntnisse aus einem Predictive Maintenance-Projekt sowie Strategien und Herausforderungen für die Digitalisierung der Fertigung.

Vorteile

  • Finanzielles: Der Vorteil von geförderten Forschungsprojekten ist immer, dass durch ein finanzielles Backup von Bund oder Land das Risiko sinkt.
  • Netzwerk: Von Ideen bis zur gemeinsamen Vermarktung. Forschung eröffnet Türen zu interessanten Kontakten.
  • Recruiting: Ein Image als innovatives, forschendes Unternehmen verschafft Vorteile bei der Suche nach neuem Personal.

Nachteile

  • Risiko: Nicht jedes Projekt führt zum geplanten Ergebnis. Fallstricke lauern an vielen Stellen. Schon vor dem eigentlichen Start.
  • Aufwand: Neben der reinen Forschungsarbeit erfordern sowohl Förderanträge als auch Berichtspflichten enorm viel Arbeit.
  • Kosten: Forschung erfordert Kapazitäten. Gerade KMU können sich in der Regel keine F&E-Abteilungen leisten und binden Ressourcen ihrer besten Leute.

Dr. Christian Heining

ist Chief Innovation Officer bei der up2parts GmbH. Der studierte Mathematiker, der „über Umwege zu den Ingenieuren gekommen ist“, besitzt mehr als 15 Jahre internationale Erfahrung in (Computer Aided) Engineering, Simulation und Softwareentwicklung im Maschinenbau. Er verantwortet die strategische Entwicklung aller Software-Themen rund um die Fertigung von morgen. Seine Schwerpunkte: Industrie 4.0, künstliche Intelligenz (KI), Software as a Service (Saas) und Industrial Internet of Things (IIoT).

*Gender-Disclaimer: Wir lehnen jegliche Form von Benachteiligung ab – was zählt, ist der Mensch. Wir setzen auf Vielfalt, lehnen Diskriminierung ab und denken nicht in Kategorien wie Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung, Alter oder sexuelle Identität. Zur einfacheren Lesbarkeit haben wir uns für die männliche Schreibweise entschieden.