Was vor einigen Jahren noch Wunschdenken und Science-Fiction war, ist heute in vielen Teilen schon Realität geworden. Industrieller 3D-Druck hat in den letzten Jahren eine steile Entwicklung hingelegt und viele neue Möglichkeiten eröffnet. Technology Evangelist Ralf Schnurr von BAM hat mit dem Branchenexperten Marcell Krickl von Solidpro gesprochen und er hat ihm seine Sicht auf die Entwicklung der additiven Fertigung geschildert.
Wie hat sich die additive Fertigung technologisch in den letzten fünf Jahren entwickelt?
Die Entwicklung beim industriellen 3D-Druck war sehr rasant. Inzwischen gibt es bei den Firmen eine deutlich höhere Akzeptanz, was das Thema additive Fertigung angeht. Auch das Vertrauen in additiv gefertigte Produkte ist deutlich höher, was einfach daran liegt, dass solche Produkte nun immer mehr Anwendung finden und sich beweisen. Natürlich hat die deutlich stärkere Nutzung auch Auswirkungen auf die Kosten: 3D-Druckteile sind inzwischen deutlich kostengünstiger herzustellen als noch vor ein paar Jahren. Gerade die HP Multi Jet Fusion-Technologie ermöglicht eine Skalierung des Outputs von Serienteilen.
Auch wir bei BAM haben die MultiJetFusion Technologie in unserem Portfolio. Mehr dazu erfahrt ihr hier im Blog.

Wie hat sich die Akzeptanz seitens der Unternehmen in diesem Zeitraum entwickelt?
Unternehmen, welche die Vorteile von additiv gefertigten Bauteilen erkannt haben, können diese Produktionsmöglichkeiten ergänzend zu den traditionellen Fertigungsverfahren nutzen. Dadurch ergeben sich viele neue Möglichkeiten für das Unternehmen. Das kann zum einen das Produktdesign betreffen, weil man hier bei additiv gefertigten Bauteilen andere Möglichkeiten hat, oder zum anderen dazu führen, dass Unternehmen Bauteile nicht mehr fremdfertigen lassen, sondern selbst inhouse auf dem Drucker herstellen.
Gibt es einen wesentlichen Meilenstein oder ein Ereignis, wodurch die Entwicklung massiv beschleunigt wurde?
Natürlich hat die Pandemie die Schwachstellen von Lieferketten deutlich aufgezeigt. Firmen, die Bauteile und Produkte per 3D-Druck produzieren können, sind in der Lage, ihre Produkte weiterhin zuverlässig liefern zu können. Teilweise konnte dadurch die Ersatzteilversorgung weiterhin gewährleistet werden. Viele Unternehmen haben sich während des Lockdowns mit dem Thema Additive Fertigung befasst. Zusätzlich gab es noch die Möglichkeit, sich durch die Teilnahme an Webinaren oder Online-Events weiterzubilden oder sich grundlegende Informationen zu beschaffen. Aus unserer persönlichen Erfahrung können wir sagen, dass Online-Events zum industriellen 3D-Druck beliebt sind. Viele haben Dinge ausprobiert und umgesetzt und erste Erfahrungen mit additiv gefertigten Bauteilen gesammelt.
Blick in die Zukunft: Wie sieht die Entwicklung in den nächsten fünf Jahren aus?
Ich denke, der Markt wird weiter stark wachsen, jedoch nicht so schnell wie vielleicht von manchem Hersteller gewünscht. Aber die Vorteile der additiven Fertigung liegen auf der Hand. Ich vergleiche es gerne mit dem Digitaldruck: Wo früher noch große Druckmaschinen Bücher auf Vorrat gedruckt haben, wird heute nach eingehender Bestellung das Buch auf einem Digitaldrucker just-in-time und evtl. lokal gedruckt. Wenn das Know-how in den Abteilungen wie Entwicklung und Konstruktion stärker verbreitet ist, dann werden auch dementsprechend viele Produkte mit Hilfe des 3D-Drucks gefertigt und somit der Wandel innerhalb der Fertigungsbranche vorangetrieben.