Warum wir bei BAM auch automatisiert fräsen? Einerseits um die technischen Möglichkeiten voll auszuschöpfen, andererseits um wirtschaftliche Vorteile für den Kunden zu schaffen – und zwar bei Serien- als auch bei Einzelteilen. Ich habe mich mit Lukas Zielbauer unterhalten, CAM-Programmierer bei BAM und Spezialist für unser automatisiertes Fräszentrum. Ich wollte von ihm wissen: Was bringt Automatisierung für uns, und was bringt es vor allem dem Kunden?

Für Technikfans wie mich ist es schon beeindruckend zu sehen, wie ein KUKA-Roboterarm zwei unserer Fräszentren bestückt und Teil für Teil in Perfektion gefertigt wird – völlig automatisch, ohne dass ein Werker ständig Hand anlegen muss. Doch die beeindruckende Performance ist nicht der Grund für die Automatisierung. „Wir haben uns für die automatisierte Anlage entschieden, weil wir Rüstzeiten einsparen und mannlose Laufzeiten generieren wollten, insgesamt also effizienter arbeiten möchten“, erklärt mir Lukas.

Minimierter Maschinenstundensatz

Es liegt nahe, dass sich eine Entkopplung vom Personal positiv auf die wirtschaftliche Bilanz auswirkt – der ROI der Anlage ist für den Fertiger schneller erreicht. „Weniger Stillstände, mannlose Fertigung auch am Wochenende, 24/7 Betrieb ohne zusätzliches Personal. Das wirkt sich natürlich auch auf den Maschinenstundensatz aus, was wiederum dem Kunden zugutekommt“, so Lukas weiter. „Ebenso ist bei den Aufträgen die Sicherstellung der Qualität jederzeit gewährleistet, weil der Roboter die Teile immer gleich einlegt und dabei keine Fehler macht.“ Da fragt man sich: Was muss denn der Werker überhaupt noch tun? Lukas schmunzelt: „Natürlich sind wir auch noch wichtig. Programme schreiben, Matrizen konstruieren und anlegen, Bauteile prüfen, Prozesse optimieren. Für die Anlagenbedienung mit der Roboterzelle ist sogar eine spezielle Fortbildung nötig.“

Wie wichtig der Werker im modernen Fertigungsumfeld ist, lest ihr hier im Blog.

Effizienter arbeiten mit der richtigen Software

Die Automatisierung der Anlage an sich ist das eine, das andere ist der Einsatz der optimalen Software bei der NC-Programmierung. Auch hier schlummern Optimierungspotenziale, die bei BAM genutzt werden und sich ebenfalls positiv auf die Qualität und die Wirtschaftlichkeit auswirken: „Bei der NC-Programmierung benutzen wir Hypermill. Gerade bei komplexen Bauteilen sparen wir uns durch die Software viel Zeit, manche Bauteile könnten wir ohne Hypermill gar nicht bearbeiten. Maschine und Roboter kommunizieren über Soflex, einem Leitsystem für die Steuerung von automatisierten Fertigungsanlagen.“ Hypermill ist eine CAM Software, die aus dem CAD-Modell des Kunden automatisiert den NC Code erstellt und die Bearbeitung im Vorfeld zur Überprüfung auf Fehler oder eventuelle Kollisionen simuliert. Der Programmierer muss dann noch die Feinheiten anpassen und bekommt damit sehr viel schneller sein Maschinenprogramm als auf dem konventionellen Weg.

Komplexe Teile wirtschaftlich fertigen

Mit der perfekten Symbiose aus leistungsfähiger Software und automatisierter Anlage können wir hochkomplexe 5-Achs Bauteile jeglicher Art zu einem für den Kunden wirtschaftlichen Preis fertigen. Kommen bei Losgrößen über 50 zusätzlich noch Matrizen zum Einsatz, schlägt das Herz des Automatisierers höher und der Maschinenstundensatz ist im optimalen Bereich: Rentabel für den Fertiger, günstig für den Kunden. Dieser Ansatz, über die Automatisierung möglichst hohe Stückzahlen mittelkomplexer Bauteile laufen zu lassen, ist nicht neu und wird auch von uns so umgesetzt. Aber: Wir denken auch in die andere Richtung – Losgröße 1.

Einzelteile und Automatisierung – passt das zusammen?

„Bei BAM definitiv ja“, sagt Lukas Zielbauer. „Dadurch, dass wir hauptzeitparallel Paletten mit jeweils verschiedenen Einzelteilen rüsten können, sind wir in der Lage, für die Maschine vorzuarbeiten und Rüstzeiten zu reduzieren.“ Durch optimale Prozesse in der Kollisionsbetrachtung gelingt es, dass die Maschine die gerüsteten Paletten selbstständig nacheinander abarbeitet, Einzelteil für Einzelteil. Die technischen Ansprüche an die Prozesse dafür sind aber sehr hoch, sodass auch wir die perfekte Lösung dafür noch nicht gefunden haben, mit Hochdruck aber daran arbeiten.

Auf unserer Homepage findet ihr eine Übersicht unseres Maschinenparks.

Automatisierung ein Gesamtpaket

Zusammenfassend kann man sagen, dass das automatisierte Fräsen Vorteile für den Fertiger und auch für den Kunden bringt – vorausgesetzt, man hat wirklich alle Aspekte betrachtet und mit einbezogen: Die Anlage und die Software müssen von erfahrenen und qualifizierten Fachkräften bedient werden können. Das Fertigungsunternehmen braucht die richtigen Aufträge mit entweder entsprechend hohen Losgrößen oder vielen passenden Einzelteilen. Die Auslastung sollte gegeben sein, damit durch die Automatisierung möglichst viel mannlose Zeit generiert werden kann. Erst wenn alle Voraussetzungen gegeben sind und die Prozesse perfekt ineinandergreifen, ist die Automatisierungslösung nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich gelungen.

BAM-Werker Lukas Zielbauer
Lukas Zielbauer ist bei BAM der Spezialist für das automatisierte Fräsen. Bildquelle: BAM GmbH