Der Fachkräftemangel in Deutschland hat ein Rekordhoch erreicht und viele Unternehmen spüren die Auswirkungen. Vielfältige Lösungsansätze sind nötig, um dem Problem entgegenzuwirken – dabei sind auch die Arbeitgeber selbst gefragt.
Die Hälfte aller deutschen Unternehmen geben an, dass ihr Geschäft vom Fachkräftemangel beeinträchtigt ist, so die ifo Konjunkturumfrage vom Juli 2022 – der Mangel an qualifiziertem Personal hat damit einen Rekordstand erreicht. Die Situation wird sich künftig noch weiter verschärfen und lähmt zunehmend die Entwicklung der deutschen Industrie. Alle Branchen sind betroffen, auch im handwerklichen und technischen Bereich machen sich die Folgen bemerkbar. Im April 2022 fehlten 320.000 Fachkräfte in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Die BAM GmbH bekommt das ebenfalls zu spüren: „Vor allem in der Fertigung geht die Bewerberzahl seit der Corona-Pandemie stetig zurück“, benennt Marco Bauer, Geschäftsführer der BAM GmbH, das Problem.
49,7 % der deutschen Unternehmen waren im Juli 2022 vom Fachkräftemangel beeinträchtigt.
Quelle: ifo Konjunkturumfrage Juli 2022
Mehr Arbeitskräfte braucht das Land
Die wichtigste Ursache für den Arbeitskräftemangel in Deutschland ist die alternde Gesellschaft. Bis 2035 droht Deutschland sieben Millionen Arbeitskräfte zu verlieren – ein Siebtel des Arbeitsmarktes (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung). Der demografische Wandel wiegt so stark, dass er sich kaum ausgleichen lässt. Bereits das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre entstand vor allem durch Binnenwanderung in der EU. Diese allein wird jedoch nicht reichen – es müssen weitere Arbeitskräfte her. Die Bundesregierung arbeitet bereits daran, die Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt auch aus Nicht-EU-Ländern gezielt zu fördern. So sieht die im Oktober 2022 beschlossene Fachkräftestrategie eine Modernisierung des Einwanderungsrechts vor.
Familienfreundlichere Arbeitsmodelle
Eine weitere Möglichkeit, mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt zu bringen, ist die Erwerbstätigkeit von Frauen noch stärker zu fördern. Zum Beispiel durch den von der Bundesregierung geplanten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Aber auch in den Unternehmen selbst ist ein Mentalitätswandel notwendig: Weg vom Vollzeitmodell als Standard, sodass Teilzeit kein berufliches Hindernis darstellt und von allen Geschlechtern als Option für eine gerechtere Aufgabenteilung angenommen wird. Würden alle der 2,5 Millionen in Teilzeit arbeitenden Frauen in Deutschland ihre Wochenarbeitszeit um nur eine Stunde erhöhen, entspräche das bereits rund 70.000 Vollzeitstellen (Prognos AG).
„Um Ausbildungsberufe wieder attraktiv zu machen, sind auch wir als Arbeitgeber gefragt.“
Marco Bauer, Geschäftsführer der BAM GmbH
Ausbildungsberufe beliebter machen
Damit neue Arbeitskräfte überhaupt in den Berufen ankommen, in denen der Fachkräftemangel am stärksten wirkt, müssen wieder mehr Schulabgänger eine Ausbildung machen. Doch die hat ein Image-Problem: 1992 begannen noch doppelt so viele Menschen eine Berufsausbildung wie ein Studium, 2020 gab es dagegen erstmals mehr neue Studierende als Auszubildende (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung), 2021 blieben 63.200 Ausbildungsplätze unbesetzt (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung). „Ausbildungsberufe müssen wieder attraktiver und die Ausbildung dem Studium gleichgestellt werden. Studium allein ist nicht alles – ohne Handwerk bringen die besten IT-Entwickler nichts. Doch viele junge Menschen haben kein Interesse an handwerklichen Berufsbildern und empfinden die Rahmenbedingungen als unattraktiv. Um Ausbildungsberufe beliebter zu machen, sind auch wir als Arbeitgeber gefragt“, so Bauer.
Automatisierung für mehr Kapazität
Doch auch wenn alle Möglichkeiten zur Gewinnung neuer Arbeitskräfte ausgeschöpft werden, reicht das noch nicht, um dem Mangel ausreichend entgegenzuwirken. Deshalb spielt auch die zunehmende Automatisierung der Industrie eine wichtige Rolle. Immer mehr Betriebe setzen entsprechende Lösungen ein, um fehlende personelle Kapazitäten aufzufangen. „Berücksichtigt man den massiven Arbeitskräftemangel, ist klar, dass Maschinen menschliche Mitarbeiter keinesfalls ersetzen werden, sondern sie sinnvoll unterstützen können. Automatisierung ist notwendig, um die Arbeit künftig überhaupt bewältigen zu können“, erklärt Bauer. „Ohne Fachkräfte geht trotzdem nichts. Wir brauchen weiterhin Menschen, die die Qualität sichern, sich um die Maschinen kümmern und die Digitalisierung allgemein voranbringen.“
Digitalisierung und Automatisierung sind auch bei BAM wichtige Themen. Lesen Sie hier, wie automatisiertes Fräsen unsere Fertigung effizienter macht.
Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen
Um die wenigen verfügbaren Fachkräfte für sich zu gewinnen, müssen die Unternehmen selbst das Thema Personalplanung strategisch angehen und sich als ansprechende Arbeitgeber aufstellen. Viele haben das Problem erst spät erkannt: So nahmen 2010 nur 16 % der Unternehmen Fachkräftemangel überhaupt als Geschäftsrisiko wahr, heute sehen es 50 % als die größte Gefahr für ihre Entwicklung (Konjunkturumfrage Deutscher Industrie- und Handelskammertag Herbst 2019). Wer qualifizierte Mitarbeiter will, muss gute Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung bieten. Benefits über das Gehalt hinaus und die Stimmung im Unternehmen sind heute wichtige Entscheidungskriterien für Arbeitnehmer. „Ein positives Arbeitsumfeld und ein familiäres Verhältnis unter den Kollegen sind enorm wichtig,“, meint Bauer. „Bei BAM versuchen wir dafür, eine faire Atmosphäre zu schaffen – mit verschiedenen Zusatzleistungen und einem Zweischicht-Modell ohne Nacht- und Wochenendschichten in der Fertigung. Attraktive Arbeitsbedingungen sind die Basis, um wieder mehr Menschen für technische und handwerkliche Berufe zu gewinnen.“
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